Lichtverschmutzung: Eine unterschätzte Gefahr?

Wir verlieren jede Nacht durch die helle Werbe-Beleuchtung, das Anstrahlen von Gebäuden und das Ausleuchten von Betriebshöfen viele Millionen Insekten. Insekten sterben auch durch künstliches Licht! Zum Beispiel wimmelt es an Bahnhöfen nachts vor Insekten. Die fliegen nämlich auf dessen Beleuchtung – z. B. LED-Lampen.

 

 

Umweltschützern und Lichtforschern sind die ein Dorn im Auge. Für gewöhnlich sind nachts 10.000 Insektenarten unterwegs. Theoretisch orientieren sich die Mücken und Falter an Sternen und Mond. Praktisch stehen allerorts Lampen und Laternen und die Tiere wissen nicht wohin. Sie können den Mond nicht mehr von der Lampe unterscheiden und strömen in Richtung Licht. Umweltschützer beobachten die stetige "Erhellung" der Nächte skeptisch.

Wieso ist künstliche Beleuchtung so schädlich?

Man muss sich das wie einen Staubsauger vorstellen, der in die Dunkelheit gestellt wird. So eine ähnliche Funktion haben Straßenbeleuchtungen, Werbebeleuchtungen, Schaufenster usw.. Von der Wirkung eines Staubsaugers sprechen die Forscher, weil die Insekten aus ihrem eigentlichen Lebensumfeld, also von da, wo sie hingehören, quasi "weggesogen" werden. Geblendet, desorientiert und irgendwann völlig erschöpft sterben sie unter den Laternen oder werden gefressen, denn schließlich gibt es auch Lebewesen, die von dem Licht profitieren: Spinnen zum Beispiel, die sich scharenweise im Bereich von Straßenlaternen ansiedeln. Normalerweise könnten die gar nicht in dieser Dichte nicht leben, aber unter den Laternen zum Beispiel profitieren sie von den desorientierten Insekten "wie an einem Buffet." In den ursprünglichen Habitaten der Insekten dagegen fehlen sie. Dieses gefährliche Licht – war lange ein unbeleuchteter Faktor! Wie viele Insekten tatsächlich im Lichtermeer sterben, wissen die Forscher noch nicht.

 

Allerdings konnten sie aus den Daten der Krefelder Studie zum Insektensterben einen wichtigen Hinweis herausfiltern, dass nicht nur Klima und Lebensraum für den Rückgang verantwortlich sein könnten, sondern auch die Lichtverschmutzung. Lichtquellen sind nämlich ein bisher vernachlässigter Grund für das Insektensterben. Das Aktionsprogramm der Bundesregierung zum Insektenschutz, das im Juni 2018 beschlossen wurde, hat den Punkt "Lichtverschmutzung eindämmen" inzwischen aufgenommen, neben anderen Maßnahmen wie verringerter Pestizid-Einsatz und Stärkung von Naturschutzgebieten.

 

Ein Problem ist auch, dass LEDs relativ unkritisch verwendet werden. Das wird weltweit mehr und mehr gesehen. Wir haben gerade einen Technologiesprung und wie in der Vergangenheit, wird das oft nicht genutzt, um nachhaltiger zu beleuchten, sondern es wird mehr beleuchtet. Dabei müssen LED-Lampen gar nicht so hell sein. Sie können auch warmes Licht erzeugen. Die Lampen sollen außerdem nur nach unten strahlen. Dann wäre der Schaden schon um einiges geringer. Manche seien gänzlich überflüssig. Großprojekte sollten daher künftig nicht nur Lärm-Grenzwerte einhalten, sondern auch Licht-Grenzwerte.

 

Was kann getan werden?

Kommunen sollten es bei ihren Planungen und Umrüstungen berücksichtigen, etwa indem sie es in Lichtsatzungen, Lichtmasterplänen oder in Bebauungsplänen einbringen. Fördermittel sollten an die Umsetzung dieser Maßnahmen geknüpft werden. Architekten, Lichtplaner und ausführende Elektrofirmen sind für diese Maßnahmen zu sensibilisieren.

 

Private Haushalte und Handel sollten durch umfassende Informationen zur Umsetzung der Maßnahmen angeregt werden. Die vielen Gewerbegebiete und auch andere Beleuchtungen in Städten und auf dem Land sollten dringend auf diesen Missstand hin überprüft und eine Veränderung herbeigeführt werden. Energiesparen tut hier wirklich not und hilft auch noch den Insekten.

 

Alleine durch eine automatische Abschaltung von Strassenlaternen und Gebäude- bzw. Hofbeleuchtungen immer dann, wenn sich dort niemand mehr aufhält, können viel Bewirken. Läden, die ohnehin geschlosse haben, bräuchten weder ihre Werbeschilder, noch ihre Innenräume beleuchten. Wenn jeder ein bisschen was tut, ist schnell viel getan. An nötigen Technologien mangelt es nicht.

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