Angesichts dessen, was sich an Straßen und Wegen jedes Frühjahr beobachten lässt, habe ich an einige Gemeinden für die ich als BUND-Ortsvorsitzender zuständig
bin eine E-Mail geschrieben.
Liebe/r Stadtgärtner*in,
Sie leisten hervorragende Arbeit, wenn man sich so manch öffentliches Grün ansieht. Doch, wenn ich derzeit so durch den Landkreis fahre, bin ich zum Teil richtig traurig, beim Anblick der Gehölzstreifen:
Nun ist wieder die Zeit der Baum- und Gebüsch-Schnittarbeiten. Viele Gehölze werden allerdings augenscheinlich von den Gemeinden nicht ordnungsgemäß gepflegt. So werden die Enden der Geäste von Büschen abgeschnitten, anstatt sie “auf Stock zu setzen” oder einzelne, ältere Triebe gezielt zu entfernen. Das führt zum Verholzen der alten Äste, die sich am Ende immer feiner verzweigen und in der Folge wenig Blattwerk und kaum Blüten bilden.
Einige Gehölzstreifen werden auch gänzlich entfernt. Dabei werden aber nicht nur die Stäucher zurück geschnitten oder "auf Stock gesetzt", wie man es sich wünscht, sodass diese später erneut austreiben. Nein, regelmäßig müssen ganze Bäume mit einem Stammdurchmesser von mehr als 30cm dran glauben, die in den Gehölzen sitzen. Diese wachsen nicht so eben wieder nach. Meist ist es nicht nachvollziehbar, wieso ganze Bäume gefällt werden, die – von außen betrachtet – gesund wirkten.
In jedem Falle jedoch wird das Schnittgut komplett abgeräumt. Vermutlich geht es in die Biogasanlage oder wird zu Hackschnitzeln für Heizkraftwerke?
Wir wissen, wie wichtig Totholz für unsere Natur ist! 1/4 all unserer Käfer ist für das Überleben darauf angewiesen. Sie ernähren sich oder ihre Larven von totem, weichem Holz. Dichte Gehölzstreifen mit verschiedenen heimischen Gehölzen sind für Bienen und Vögel aller Art zum Teil überlebenswichtig! Im Frühjahr mit Blüten, im Sommer spenden sie Schatten und im Herbst tragen viele Sträucher Beeren. Diese werden sogar von Säugetieren gefressen, nicht nur von Vögeln. Korrekt gepflegte Gehölzstreifen sind also ungemein wichtig!
Der Igel steht auf der Vorstufe der roten Liste. Ein einziger großer Reisighaufen aus anfallendem Schnittmaterial würde ihm das sichere Überwintern ermöglichen! Nein, es wird razeputz alles weggeschleckt. Die Gehölze wachsen zumeist nicht mehr dicht, sie sind lückig durch eine über Jahre andauernde, verkehrte Pflege! Man hat das Gefühl, den Gemeindearbeitern auf ihren großen Maschinen ist es manchmal am liebsten, da stehen am Ende nur noch einzelne Bäume. Alles dazwischen wird gehäckselt, die Äste der Sträucher dazwischen aufgesplissen und zerfetzt, zum Teil nur noch Hackschnitzel auf der Erde.
Kann man denn keine Regelung erlassen, die das Zurücklassen von Reisighaufen vorschreibt? Reisighaufen, die nicht abgeräumt werden, sondern dort verbleiben für Igel, Käfer, Wildbienen (wenn dicke Stämme mit dabei sind)? Kann man nicht das fachgerechte Pflegen von Gehölzstreifen mit gelegentlicher Aufforstung den Gemeindearbeiter*inen oder Stadtgärtner*inen erlernen und dies einfordern? Was würden für Augenweiden entstehen, würden unsere Gehölze richtig gepflegt werden. Und welch artenreichen Landschaften würden entstehen, würde man Benjeshecken errichten, in die das Holz verbracht wird! Wie viel Leben würde dies spenden!
Wieso erlebe ich mehr Zerstörung, als dass verschiedene Fruchtgehölze und heimische Gehölze nachgepflanzt werden, sodass eine abwechslungsreiche und schön anzusehende Hecke entsteht?
Vielen Dank für Ihre Erklärung und herzliche Grüße,
David Seifert
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Jürgen Kruse (Dienstag, 12 Mai 2020 18:19)
Siehe zum Schutz und zur Pflege von Hecken und zur Schaffung notwendiger Biotopverbundlinien überall den Arbeitskreis Heckenschutz: http:/www.hecke.wg.vu und: http:/www.heckenschutz.de
Jürgen Kruse (Dienstag, 12 Mai 2020 18:23)
"Wie das Arten- und Insektensterben stoppen? - Biotopverbundlinien überall in der Landschaft sind dringend erforderlich!"
auch dort: (Seite 9 bis 12) https://www.oekologische-plattform.de/wp-content/uploads/2019/09/T86-web.pdf
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Hauptursachen für das Artensterben (Tiere und Pflanzen) sind die Umweltgifte (flächendeckend Pestizide und Gülle sowie Kunstdünger) und vor allem das Verschwinden der Biotopverbundlinien - besonders in Form von ökologisch bedeutsamen Hecken mit Kernzone, Mantel und beidseitigem Krautsaum.